Wir sehen, was wir sehen wollen...

Die Kamera in Verbindung mit einem optischen Teil erzeugt ein Bild.

Heute meist eine elektronische Information auf einer Speicherkarte.

Diese Information wird dann mit Hilfe eines Computers in ein sichtbares Bild umgewandelt, bei Bedarf nachbearbeitet und dem Betrachter zur Verfügung gestellt. Entweder auf irgendeinem Monitor oder als Fotoprint.

Soweit der Grundgedanke dazu.

 

In der Praxis ist dann doch etwas mehr zu beachten, wenn wir ein Motiv, das wir in natura sahen, unseren Vorstellungen entsprechend wiedergegeben haben wollen.

 

 

Das Problem beim Fotografieren sind wir. Genau genommen unsere Augen und unser Gehirn.

Egal, wie eine Lichtsituation ist, unsere wunderbaren Organe lassen ein ideales Bild in unserem Kopf entstehen. 

Dabei gleicht unser Gehirn nicht nur bestehende  Helligkeitsunterschiede aus, wir nehmen auch nur einen Teil der beobachteten Umgebung wahr.

Wenn wir also in die Landschaft blicken, sehen wir nur einen Teil scharf. Bereiche, auf die wir uns nicht konzentrieren, erscheinen unscharf und werden auch nicht bewusst wahrgenommen.

 

Die Kamera mit ihrem Objektiv kann das nicht. Durch die Optik wird das gesamte Bild, das vor dem Fotografen liegt, in seiner ganzen Pracht auf das Speichermedium projiziert und gespeichert.

Dadurch kann sich das Problem ergeben, dass auf dem späteren Foto nicht nur die Mutti vor dem schiefen Turm, sondern auch 680 andere Touristen, 15 Müllsäcke, 62 Autos und ein, in die Optik ragender, Finger zu finden ist.

Kein Problem, wenn der geschätzte Fotograf und Künstler sein Erzeugnis mit den gleichen Augen betrachtet, mit welchen er das Foto gemacht hat. Im Idealfall blendet das Gehirn alles außer Mutti aus und wir haben ein nettes Erinnerungsbild.

 

Außenstehende, also die bedauernswerten Wesen, die sich die Urlaubsbilder anderer Leute anschauen müssen, sehen das leider nicht so. Für sie ist die bildwichtige Information (die Mutti) nicht auf den ersten Blick zu erkennen.

Ihre Augen scannen das gesamte Foto, basteln sich ihre eigene Bildinformation daraus und erkennen, dass Pisa im Sommer ziemlich überfüllt ist. Also entsteht genau das, was einem die Schweißperlen auf die Stirn treibt und im Gehirn die Meldung "Laaaaangweilig!!" erzeugt.

Wenn man jetzt noch überlegt, dass durch Möglichkeiten der digitalen Fotografie, das Ganze um den Faktor „Unendlich“ verstärkt und verschlimmert wird, versteht man jeden Lemming, der sich freiwillig von einer Klippe stürzt.

die Willenskraft buddhistischer Mönche sich zu konzentrieren ist ab und zu unglaublich...
die Willenskraft buddhistischer Mönche sich zu konzentrieren ist ab und zu unglaublich...